Was wissen Sie über Kolik Chirurgie?

Sie haben Ihr Pferd liegend und nach dem Bauch schauend vorgefunden. Dann fing es an sich aufzurichten, zu scharren und den Eindruck zu erwecken sich deutlich unwohl zu fühlen. Sie haben Ihren Tierarzt umgehend gerufen und zwischenzeitlich Ihr Pferd eine Stunde lang geführt. Ihr Tierarzt hat Ihr Pferd untersucht und es unmittelbar in eine Klinik überwiesen. Nun stehen Sie da, es ist Mitternacht, es ist kalt draußen, Sie sind erschöpft und übermüdet und zu allem Überfluss müssen Sie sich entscheiden, ob Sie ihr Pferd operieren lassen wollen.


Wir haben vollstes Verständnis dafür, dass niemand gerne in solch einer Situation stecken möchte!

Unser Team der Pferdeklinik Großwallstadt ist gerne bereit, Sie bei diesem schwierigen Prozess zu begleiten, denn glauben Sie uns, wir tun das täglich. Manchmal sogar mehrfach täglich. Was für Sie eine emotional belastende Ausnahme darstellt, ist für uns tägliche Routine. Deshalb können Sie darauf vertrauen, dass wir für Sie da sind. Wir möchten Sie so genau wie möglich über den Sachverhalt informieren, damit Sie eine, die Gesundheit Ihres Pferdes betreffende Entscheidung fällen können, die auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert; sowie auf der Erfahrung dutzender Kolik-Chirurgen weltweit. Wir möchten Ihnen Fakten präsentieren und mit alten Mythen, die auf „Stallgeflüster“ basieren, aufräumen.

Fakt 1
Kolik ist ein Symptom, keine Krankheit. Tatsächlich bedeutet „Kolik“ lediglich „abdominale Schmerzen“. Ursachen für eine Kolik können ganz unterschiedlich sein und sich von Gas und Krämpfen im Dickdarm, über einer Verstopfung des großen Kolons, des Blinddarms oder des kleinen Kolons, eine Verlagerung des großen Kolons, einer Torsion des großen Kolons, einer Verstopfung des Dünndarms, einer Abschnürung des Dünndarms bis hin zu Magengeschwüren erstrecken.

Fakt 2
Der Haustierarzt muss so schnell wie möglich gerufen werden. Die Erstuntersuchung wird gewöhnlich von Ihrem Tierarzt am Heimatstall durchgeführt. Dies ist essentiell und kann lebensrettend sein. Durchgeführt wird in der Regel eine komplette klinische Untersuchung; das eventuelle Einführen einer Nasen-Schlund-Sonde, eine rektale Untersuchung und das Verabreichen von Medikamenten, die der Haustierarzt als notwendig erachtet, damit es ihrem Pferd besser geht. Außerdem wird der untersuchende Tierarzt aufgrund seiner klinischen Erfahrung darüber entscheiden, ob Ihr Pferd in eine Einrichtung geschickt werden soll, in dem es sowohl weitere diagnostische Möglichkeiten gibt als auch eine Intensivüberwachung und OP-Möglichkeiten vorhanden sind. Kein Tierarzt, unabhängig von seinen Fähigkeiten kann zu jeder Zeit eine 100 %ige Diagnose stellen. Rektale Untersuchungen ermöglichen dem Untersucher lediglich 30 % der Strukturen im Abdomen zu ertasten und es ist durchaus möglich, dass sich das Problem außerhalb dieser Reichweite befindet.

Fakt 3
Koliken sind ernste Notfälle deren klinisches Bild sich sehr rasch ändern kann. Deshalb werden wir die Untersuchung bei Ankunft in der Klinik wiederholen. Des Weiteren werden wir eine abdominale Ultraschalluntersuchung durchführen und manchmal auch eine Bauchhöhlenpunktion, um durch das gewonnene Punktat Rückschlüsse darüber ziehen zu können, wie schwer die Darmentzündung ist.

Fakt 4
Kolik Chirurgie ist sowohl therapeutisch, als auch diagnostisch. Aus diesem Grund ist die korrekte Bezeichnung „explorative Laparotomie“. Wir werden versuchen so viele Informationen wie möglich auf eine nicht-invasive Art zu sammeln, dennoch sind manchmal die Befunde nicht eindeutig. In solchen Fällen, wenn ihr Pferd trotz Medikation immer noch Schmerzsymptome zeigt, wird uns eine OP in die Lage versetzen, eine aussagekräftige Diagnose zu stellen und eine entsprechende Therapie einzuleiten, bevor die Situation sich verschlimmert.

Mythos 1
„Alle Pferde die einer Kolik-OP unterzogen werden, sind in so schlechtem Zustand, dass sie sterben werden.“ Absolut falsch! Wie schon gesagt, eine Kolik kann eine Vielzahl an Ursachen haben und es ist der Grad der Ausprägung der Ursprungserkrankung, welche die Überlebensrate bestimmt und nicht die Tatsache dass, das Pferd operiert worden ist. Tatsache ist, dass schnelle chirurgische Eingriffe, statt einer verspäteten Intervention, die Überlebensrate erhöhen.

Mythos 2
„Mein Pferd wird niemals wieder das alte.“ Absolut falsch! Pferde die eine Kolik-OP hinter sich haben, können ein komplett normales Leben führen und sogar wieder im Sport eingesetzt werden. Zwei neuere amerikanische Studien belegen, dass 70 % der Rennpferde, die einer Kolik-OP unterzogen wurden, wieder ihr altes Leistungsniveau erreichen konnten. Die Rekonvaleszenz beträgt im Schnitt 3 Monate.

Quellen:
• Tomlinson JE, Boston RC, Brauer T. Evaluation of racing performance after colic surgery in Thoroughbreds: 85 cases (1996-2010). J Am Vet Med Assoc. 2013; 243: 532-7.
• Hart SK, Southwood LL, Aceto HW. Impact of colic surgery on return to function in racing Thoroughbreds: 59 cases (1996–2009) J Am Vet Med Assoc. 2014; 244:205-211.

Mythos 3
„Mein Pferd ist zu alt für ein Kolik-OP.“ Absolut falsch! Alter ist keine Krankheit und bei Pferden schon gar nicht! Die Überlebensrate eines alten Pferdes mit gesundem Herz-Kreislaufsystem ist nicht schlechter als die eines jüngeren Pferdes.

Quelle:
• Southwood LL, Gassert T, Lindborg S. Colic in geriatric compared to mature nongeriatric horses. Part 2: Treatment, diagnosis and short-term survival. Equine Vet J. 2010; 42: 628-35.

Mythos 4
“Pferde erholen sich nicht vollkommen nach einer Resektion und Anastomose des Dünndarms.“ Absolut falsch! Kolik Chirurgie hat in den letzten 10 Jahren einen riesigen Fortschritt gemacht und wir wissen heute viel mehr darüber als noch vor 15 Jahren. Das zeigt sich in einer enormen Verbesserung der Prognose von Dünndarmresektionen, die traditionell eine schlechte Prognose hatten. Wir können selbstbewusst behaupten, dass die Rate des Überlebens bis zur Entlassung von Einschnürungsläsionen bei 90 % und die Langzeit-Überlebensrate (6 Jahre nach Entlassung) bei 70 % - 80 % liegt.

Quelle:
• Freeman DE, Schaeffer DJ. Clinical comparison between a continuous Lembert pattern wrapped in a carboxymethylcellulose and hyaluronate membrane with an interrupted Lembert pattern for one-layer jejunojejunostomy in horses. Equine vet. J. 2011; 43: 708-713.
Ihr eigenes Pferd mit einer Kolik zu sehen, kann Ihnen ein Gefühl der Hilflosigkeit geben und eine emotionale Achterbahnfahrt bedeuten. Wir sind für sie da! Wir haben über die Jahre spezielle Trainings absolviert und Erfahrung in über tausend Fällen. Wir garantieren Ihnen, dass Ihr Pferd die besten Chancen einer erfolgreichen Genesung haben wird.